Schneekatastrophe in Inzell 2019


Die extreme Wetterlage im Januar stellte für die Freiwillige Feuerwehr Inzell die am längsten anhaltende Einsatzlage in der Geschichte der Wehr dar.

Über einen Zeitraum von beinahe 2 Wochen waren die Inzeller Floriansjünger im Einsatz um Straßen von umgestürzten Bäumen und um Dächer vom Schnee zu befreien.

Bereits am Samstag, den 05. Januar, wurden wir zur Unterstützung bei der Verkehrslenkung nach einem witterungsbedingten LKW-Unfall in Hammer alarmiert.

Die Wetterlage spitzte sich am darauffolgenden Sonntag zu; erst am frühen Nachmittag des Montags entspannte sich die Situation wieder. Bis dahin mussten wir zu 25 Einsätzen ausrücken um Äste und Bäume von der Fahrbahn zur räumen welche der starken Schneelast nicht mehr standgehalten haben.

Am Donnerstag, den 10. Januar um 18:00 Uhr, einige Stunden nach dem Ausrufen des Katastrophenfalles im Landkreis Traunstein begann dann der eigentliche „Schnee-Einsatz“ in Inzell.

Es galt das Dach der Tankstelle abzuräumen. Die tatsächliche Schneelast des Gebäudes war zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht erreicht, jedoch hatte der AGIP-Konzern entschieden, dass die Tankstelle vorsichtshalber geschlossen wird, wenn das Dach nicht von der Schneelast befreit wird. Um die Versorgung mit Kraftstoff in Inzell zu sichern entschied die Gemeinde Inzell in Abstimmung mit der Feuerwehrführung dass das Tankstellendach abgeräumt wird.

Noch am selben am Tag um 21:30 Uhr fand eine Lagebesprechung im Landratsamt Traunstein statt, bei der die Feuerwehr-Kommandanten der betroffenen Gemeinden über die aktuelle Situation und das weitere Vorgehen informiert wurden.

Ab 07:00 Uhr am darauffolgenden Tag galt es das Gerätehaus zu besetzen und die ersten überörtlichen Hilfskräfte aus dem Landkreis Traunstein zu koordinieren.

Jedoch lösten bereits um 05:37 Uhr unsere Funkmeldeempfänger aus, da der Einsturz einer Bushalle eines örtlichen Reiseunternehmens gemeldet worden war.

Nachdem man vor Ort feststellte dass keine Personen zu Schaden gekommen waren wurde die Einsatzstelle abgesperrt und an den Eigentümer übergeben.

Nach der Rückkehr zum Gerätehaus besetzten wir wie geplant die Einsatzzentrale und warteten auf das Eintreffen der überörtlichen Hilfskräfte von den Feuerwehren Erlstätt, Fridolfing, Pietling, Trostberg und Waging.

Nach einer kurzen Einweisung begann man mit dem Abräumen der ersten Dächer.

Ab diesem Zeitpunkt wurde das Gerätehaus eine Woche lang für uns zu einer „zweiten Heimat“.

Bis einschließlich Donnerstag den 17. Januar waren täglich ca. 20 Frauen und Männer der FFW Inzell von 07:00 bis 18:00 Uhr im Einsatz; die Führungskräfte von 06:30 Uhr bis 20:00 Uhr.

Die Hauptaufgaben der Inzeller Wehr während des gesamten Einsatzes beschränkten sich auf die Koordinierung aller Hilfskräfte im Gemeindegebiet sowie die Sicherstellung des abwehrenden Brandschutzes und der Technischen Hilfeleistung bei Verkehrsunfällen, etc.

Deshalb wurden für die Dachräumungen fast ausschließlich die überörtlichen Hilfskräfte eingesetzt.

Insgesamt wurden 90 Gebäude durch verschiedene Hilfs- und Rettungsorganisationen vom Schnee befreit.

Zuvor mussten alle diese Gebäude mit uns zur Verfügung gestellten Statikern überprüft werden.

Insgesamt wurden so in Inzell über 370 Gebäude begutachtet.

Die Gebäude wurden in verschiedenen Kategorien bewertet und mit einer festgelegten Priorität behandelt:

  1. Infrastrukturgebäude wie Umspannwerke, Trafostationen etc.
  2. Gemeindeeigene Gebäude
  3. Bewohnte Gebäude mit akuter Einsturzgefahr

Keine Priorität hatten hingegen unbewohnte Gebäude, Zweitwohnungen, Gewerbehallen, Garagen usw.

Einige wenige Gebäudeeigentümer zeigten sich jedoch uneinsichtig über diese Vorgehensweise und drohten z. T. auch mit Klagen oder kritisierten unsere Arbeit in den sozialen Medien.

Der Großteil der Bevölkerung wusste jedoch unsere Hilfe zu schätzen und hatte auch dafür Verständnis, dass wir nicht überall gleichzeitig sein konnten.

Mit Hilfe der uns zugeteilten Hilfeleistungskontingente aus den Landkreisen Eichstätt, Freising, Neuburg-Schrobenhausen, Traunstein sowie den österreichischen Feuerwehren aus dem Flachgau, Pongau und Schärding und den Kräften der Bundeswehr, der DLRG Alpenland und Mittelfranken sowie der Bergwacht Grassau konnten wir uns gegen den Schnee durchsetzen.

Die externen Einsatzkräfte haben eine hervorragende, unbürokratische Arbeit geleistet; alleine hätten wir diese Situation nicht meisten können! Ihnen allen gilt ein großer Dank!

Recht herzlich bedanken wollen wir uns auch bei den Firmen die ihre Angestellten für den Einsatz bei der Feuerwehr freigestellt haben.

Außerdem gilt es auch bei allen Bürgerinnen und Bürgern Danke zu sagen, die uns mit Kuchen- und Sachspenden unterstützt und bei Laune gehalten haben. Diese Form der Anerkennung wissen wir sehr zu schätzen!

Es gilt auch die tolle Zusammenarbeit mit der Gemeinde anzusprechen; allen voran unserem 1. Bürgermeister Hans Egger und der gesamten Gemeindeverwaltung möchte ich hierfür danken.

Mein größter DANK gilt meiner gesamten aktiven Mannschafft; insbesondere meinem Stellvertreter Christian Fischer, den Führungskräften und den Kameradinnen und Kameraden die in der Einsatzzentrale eingesetzt waren!

Ich bin sehr stolz auf die geleistete Arbeit meiner Wehr!

Albert Stadler, 1Kdt. FFW Inzell


image20

Foto: FDL-News